Fotografie, Technik, Test

Blogpost 2: Kamerakauf – welche Kamera soll ich mir kaufen?

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Kamerakauf – welche Kamera soll ich mir kaufen?

Wer kennt diese Frage nicht?

Immer mal wieder in regelmäßigen Abständen kommt ein Bekannter mit der Frage „Welche Kamera soll ich mir kaufen?“, „Welche Kamera empfiehlst Du mir?“, etc. oder man liest in einer der unzähligen Fotogruppen eine entsprechende Frage zum Kamerakauf.

Welche Kamera empfehle ich beim Kamerakauf?

Auf diese Frage alleine eine Antwort zu geben ist meines Erachtens nicht seriös und hilfreich – das ist genauso, als ob ich die Frage nach dem perfekten Auto beantworte, ohne zu wissen für welchen Zweck es gebraucht wird, ob ein Single oder eine Familie mit dem Auto fährt und welches Budget zur Verfügung steht.

Dementsprechend wird es auf diese Frage von mir keine Antwort geben, bevor nicht wichtige Anforderungen und Wünsche feststehen.

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Kamerakauf – welche Kamera soll ich mir kaufen?

Über was solltest Du Dir vor dem Kamerakauf Gedanken machen?

Bevor Du Dir Gedanken über bestimmte Marken, Modelle, etc. machst oder andere um Rat fragst, solltest Du Dir erstmal selbst im Klaren sein, welche Anforderungen die Kamera erfüllen sollte – Knipsen, Hobby, Wunsch nach Perfektion, kleines oder großes Budget, all das und einiges mehr entscheiden über die ideale Kamera für Dich! 

Welche Kriterien sind wichtig beim Kamerakauf?

Folgende Punkte sind für die Auswahl einer Kamera und auch für die Empfehlung wichtig:

Welches Budget steht Dir jetzt beim Kamerakauf und ggfs. künftig laufend für die Fotografie zur Verfügung?

Kannst, bzw. möchtest Du nur begrenzt investieren oder stehen Dir größere Summen zur Verfügung. Soll es eine Einmalinvestition sein oder möchtest Du nach und nach Deine Ausrüstung ausbauen, erweitern, bzw. upgraden, falls Du auf dem Geschmack gekommen bist.

Bestimme Deine Preisklasse und schaue am besten nicht zu viel in die deutlich höheren Modelreihen, wenn dann nur unter dem Gesichtspunkt der künftigen Erweiterung, falls in der Zukunft vielleicht doch größere Summen für die Fotografie bereitstehen.

Was, bzw. welche Genres möchtest Du fotografieren? 

Benötigst Du eher eine spezielle Ausrüstung für einen bestimmten Bereich oder eine „Allround-Kamera“? Die Ausrüstung, die fürs Shooting perfekt ist, hilft Dir in der Landschaftsfotografie nicht weiter, die Kombination mit der man im Bereich der Architektur unterwegs ist, hilft Dir nicht viel weiter bei der Makrofotografie, etc..

Was möchtest Du künftig fotografieren? Suchst Du eine Spezialausrüstung genau für einen Bereich oder möchtest Du lieber ein Allrounder, der zwar in keinem Bereich Perfektion bietet, Dich aber auch andererseits in keinem Bereich vollkommen in Stich lässt?

Welchen Anspruch stellst Du an das Thema Fotografie?

Möchtest Du nur einfach mit der Automatikeinstellung knipsen oder Dich mit manuellen Einstellungen beschäftigen und weiterentwickeln? Soll Dir direkt zu Beginn eine teure, recht professionelle Ausrüstung zur Verfügung stehen oder möchtest Du erstmal einfacher anfangen mit der Option später aufzurüsten?

Möchtest Du Knipser sein oder bleiben (was ja nicht schlimm ist) oder möchtest Du wirklich tief in das Fotografieren eintauchen?

Wie flexibel und handlich soll die Kamera sein?

Wirst Du im Studio arbeiten, wo Gewicht und Größe weniger wichtig sind, soll die Kamera Dich auf Reisen begleiten und im Rucksack nicht zu viel Platz einnehmen oder wünscht Du Dir eine kleine und handliche Kamera, die Du auch mal in der Jackentasche verschwinden lassen kannst?

Sollte die Kamera abgedichtet sein, damit Du auch bei Regen und Wind fotografieren kannst oder reicht eine Schönwetterkamera.

Welcher Sensor ist der richtige für Dich?

Jetzt kommt ein wenig Technik – Minisensor, 1 Zoll, MFT, APS-C/DX, Vollformat, Mittelformat – grundsätzlich gilt schon in der genannten Reihenfolge, je größer desto besser. Viel Sensorfläche bedeutet grob bessere Bilder, mehr Freistellungsmöglichkeiten, weniger Rauschen bei schlechtem Licht, etc..

Wie bei vielen Sachen, gibt es allerdings auch hier ein „aber“. Für einen Naturfotografen mit Wunsch nach langen Brennweiten (viel „Zoom“) kann eine gute Profikamera mit APS-C- oder MFT-Sensor deutlich interessanter sein, als der im Grunde bessere Vollformatsensor. Durch den kleineren Sensor und den dadurch vorhandenen Cropfaktor ist es einfacher und günstiger Objektive mit langen Brennweiten zu nutzen. 

Auch beim Thema Sensor-Auflösung in Megapixeln heißt „viel Pixel“ nicht zwangsweise auch bessere Kamera. Viele Profikameras für z.B. Sportfotografen sind keine „Pixelmonster“, sondern haben eher moderate Auflösungen, dadurch sind u.a. oft schnellere und bessere Autofokussysteme möglich und eingebaut.

Beim Shooting oder auch bei der Low-Light Fotografie aus der Hand machen sich hingegen die Vorteile einer Vollformatkamera mit großem Sensor bemerkbar. Die Freistellung des Models ist hier einfacher möglich, der Hintergrund verschwimmt schöner in einem weichen Bokeh und bei niedrigem Licht sind auch rauscharme Fotos bei hoher ISO Lichtempfindlichkeit möglich.

Systemkamera mit auswechselbaren Objektiven oder Bridge-/Kompaktkamera mit integriertem Objektiv?

Die Frage stellt sich u.U. aufgrund des oben angesprochenen Punkts bezüglich Flexibilität, sowie Größe und Gewicht der Ausrüstung, vielleicht ist es aber auch nur eine Frage der Bequemlichkeit und der eigenen Vorlieben. Vielleicht möchtest Du Deine neue Kamera auch einfach nur im Urlaub für Urlaubsfotos nutzen und das Wechseln von Objektiven am Strand mit der Angst, dass Sand und Staub in die Kamera und auf den Sensor kommen, lässt eher den Wunsch nach einer guten Bridgekamera mit integriertem Objektiv aufkommen.

Wo wir gerade bei den Objektiven sind – kaufst Du Dir eine Systemkamera mit auswechselbaren Objektiven, dann wird die Qualität Deiner Bilder i.d.R. abhängiger von der Qualität der Objektive sein, als von der Qualität der Kamera. Festbrennweiten und qualitativ hochwertige, moderate Zoomobjektive mit hoher Lichtstärke werden Dir schärfere und schönere Bilder bringen, als es ein Standard Kitobjektiv es schafft. Wichtig ist hier vor allem die Möglichkeit eine sehr offene Blende wählen zu können – Anfangsblenden von F4 besser F2.8 bei normalen Zoomobjektiven und F1.8 oder niedriger bei Festbrennweiten von z.B. 35mm, 50mm oder 85mm sind ideal. 

Welche Kameramarke ist den die Beste?

Die perfekte Marke ist selbstverständlich………! 😉 Lass Dich nicht von „Fangirls/-boys“ beraten, sie werden Dir halt Ihre Marke empfehlen, weil es die geilste Marke ist und alle anderen nichts taugen! Stimmt das? Natürlich nicht!

Auch ich bevorzuge bestimmte Marken, warum tue ich das? Ich habe halt irgendwann mal mit bestimmten Marken angefangen, mich an die Bedienung gewöhnt, einen entsprechenden zusätzlichen Park an Objektiven und Ausrüstungsgegenständen angeschafft, etc., so dass ich diesen Marken i.d.R. treu bleibe und nicht so schnell wechsle.

Letztendlich ist es aber meiner Meinung nach so, dass die Modellreihen der großen und gängigen Marken wie Canon, Nikon, Sony, Fuji, Ricoh/Pentax, Olympus, Panasonic, etc. alle auf ihre Art „gut“ sind, eine „schlechte“ Kamera kauft man im Grunde bei keinem der Hersteller. Die Kameramodelle einer Preisklasse entsprechen auch alle ungefähr dem gleichen Qualitätsstandard.

Jede Marke und jedes Model hat dann ggfs. kleine Stärken und Schwächen, individuelle Merkmale, etc.. Wichtig ist, das man mit der Bedienung der jeweiligen Marke gut klarkommt und dass das Kameragehäuse gut in der Hand liegt – welchen Schriftzug die Kamera dann trägt ist dann vollkommen egal.

Ein Faktor bei der Wahl der Marke und des Models kann u.U. auch sein, welche Marken Deine Bekannten nutzen. Nutzt man die gleiche Marke, bzw. die gleiche Modellreihe, so kann man auch mal Objektive miteinander tauschen. Gerade bei spezielleren Linsen oder aber bei Brennweiten, die man selbst selten nutzt, ist es prima, wenn man sie sich im Einzelfall dann vom Bekannten ausleihen kann.

Welches ist nun die perfekte Kamera?

Die perfekte Kamera gibt es wahrscheinlich nicht wirklich, jede hat ihre Stärken und Schwächen.

Es gibt aber die ideale Kamera für Deine Anforderungen! Die Suche danach ist vielleicht nicht immer einfach, aber wenn Du Dir über die oben genannten Punkte Gedanken machst, solltest Du mit Hilfe von Tests und Tipps von befreundeten Fotografen eine Kamera finden, die der perfekte Kompromiss aus all Deinen Anforderungen ist.

Aber sei Dir sicher – wenn Dich der Fotovirus einmal gepackt hat, wirst Du Dir im Laufe der nächsten Jahre immer mal wieder die Frage nach der idealen neuen Kamera stellen, wenn Du umsteigst auf ein neueres, besseres oder anderes Kameramodel.

Aber unabhängig von allem oben genannten gilt sowieso, „Die beste Kamera ist immer die, die Du gerade dabei hast!“ und wenn es im Einzelfalle auch nur Deine Smartphone Kamera ist. 

Hab einfach Spaß und Freude an der Fotografie.

Herzliche Grüße!
Robert 

 

#RobertGitlerFotografie #KeineWerbung #KeineProduktwerbung #PrivaterBlog

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Über den Autor

Robert Gitler, 1972 im Münsterland geboren und in Oberhausen aufgewachsen, viele Jahre in Hamm (Westfalen) gewohnt und mittlerweile mit seiner Partnerin in Winsen (Luhe) sesshaft.
Fotografie hat ihn schon immer interessiert, die erste digitale Spiegelreflexkamera wurde allerdings erst 2010 angeschafft.

Über Langzeitbelichtungen bei Nacht und der Architekturfotografie, kam er dann dazu, die Leidenschaft für verlassene Gebäude – sogenannten Lost Places – und die Fotografie zu verbinden.

Neben dem näheren Umfeld im Ruhrgebiet, führen ihn diese Urbextouren auch in die angrenzenden Nachbarländer, durch den Umzug nach Winsen (Luhe) bei Hamburg fotografiert er auch Lost Places in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg, etc..

Nichts ist so beständig, wie die Veränderung. Nach diesem Motto, widmet er sich in letzter Zeit immer mehr dem Fotografieren von Menschen bei Fotoshootings ins Winsen, ob Street-Photography oder dem klassischen Portraitieren - leider aktuell ohne Fotostudio in Winsen

(4) Kommentare

  1. Sven Sickmann sagt:

    Toller Text !

    1. Herzlichen Dank Sven!

  2. Sehr cooler & sympathischer Beitrag!
    Gefällt mir sehr gut – auch wenn man immer insgeheim hofft, dass die eigene Kamera die Beste ist 🙂

    1. Vielen Dank! Ja man hofft natürlich immer die richtige Wahl getroffen zu haben, wenn man so viel Geld ausgibt.

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